Seltsamer Besuch

 

Hannah T. (12)

Es war Sommer, die Sonne schien auf das Meer und die Eisdielen waren rappelvoll. Marie, ein achtjähriges Mädchen schlenderte in ihrem gelbroten Sommerkleid am Strand entlang, schleckte an einem Eis und freute sich, dass endlich Sommerferien waren.

Da rief eine Stimme: „Marie, komm endlich! Wir machen jetzt Picknick!“

Sofort rannte Marie zu ihrer Mutter. Auf dem heißen Sand war eine weiß-rote Picknickdecke ausgebreitet. Marie setzte sich unter den großen Sonnenschirm und erzählte, dass sie einen Kobold gesehen hätte und dass sie auch einer gewesen ist.

Tom, ihr großer Bruder, stopfte sich gerade ein Riesensandwich in den Mund und nuschelte: „Das geht gar nicht; es gibt keine Kobolde!“

„Doch, gibt ers wohl!“ schrie Marie und dachte ‚ich hasse Tom! Immer muss er alles kaputt machen!‘

„Du Baby“, rief Tom lachend, „du glaubst wirklich an Kobolde. Baby! Baby!“

Jetzt schaltete sich  Maries Vater ein. „Tom, sei nicht so gemein, wenn Marie so phantasievoll ist, dann lass sie doch!“

Jetzt wurde Marie wütend. Sie schmiss ihr Handtuch in den Sand und lief davon. Hinter ein paar Felsen setzte sich Marie in den Sand. Nur wenige Leute waren hier. ‚Es war wahr, der Kobold ist wirklich da gewesen und hat gesagt, dass ich mir etwas wünschen dürfe. Dann habe ich mir gewünscht, dass ich für eine halbe Stunde ein kleiner Kobold werde. Es hat geklappt; ich muss es ihnen nur beweisen!‘

Ratlos schaute sich Marie um. Dann flüsterte sie: „Bitte, Kobold, komm herbei! Komm zu mir! Ich, Marie, brauche dich!“

Da machte es „Peng!“, und vor mir stand ein dicker, kleiner Kobold. Er hatte grüne Haare, blaue Augen, eine rote Hose und bunte Stiefel. Sein Pulli schimmerte samtblau, und seine Ohren waren ziemlich spitz.

„Da bist du ja, kleiner Kobold!“ jubelte Marie begeistert. Er sagte: „Hallo Marie, schön, dich zu sehen! Warum hast du mich denn gerufen?“

Marie erzählte die ganze Geschichte, dann fragte sie: „Wie heißt du eigentlich?“

„Ping“, lächelte der dicke Kobold, „aber dass wir deiner Familie einen Denkzettel verpassen gefällt mir. Ich verzaubere dich in ein Koboldmädchen!“

Er schnipste kurz mit den Fingern, und schon war Marie ein kleines Koboldmädchen. Sie hüpften über einen Felsen und trapsten leise an den Liegestühlen vorbei.

Plötzlich sprang ein großer Hund auf und rannte hinter den kleinen Kobolden her. Immer näher kam er und fletschte seine scharfen Zähne. ‚Hilfe!‘ dachte Marie und flitzte um ihr Leben.

Doch da hörte sie einen lauten Pfiff, und eine Frau schimpfte: „Bruno! Komm endlich her!“ Sofort drehte der Hund ab und ließ die beiden in Ruhe.

„Puh!“ Erleichtert ließ sich Marie in den warmen Sand fallen.

„Das war Glück, aber wir müssen einen Plan machen, wie wir deine Familie verwundern können“, sprach der Kobold.

Nach zwei Stunden hatten sie einen großartigen Plan. Als Marie wieder ein Mensch war und sie schon längst beim Abendessen saßen, klingelte es an der Tür. Maries Mutter öffnete die Tür und erstarrte. Ein kleiner Kobold lächelte: „Wo ist Maries Bruder Tom? Darf ich ihn sprechen?“

Die Mutter stotterte: „ähm, ich rufe ihn“. Tom kam, doch beim Anblick von Ping rannte er voller Panik ins Klo und sperrte zu. Maries Papa fragte: „Wollen Sie nicht herein kommen, oder sind Sie nur aus Stoff?“

Als Ping wieder gegangen war stotterte Tom: „Was ist das für ein seltsamer Besuch gewesen?“

Stolz lachte Marie und sagte: „Das war der Kobold Ping!“

Eines war klar: keiner wusste so recht, ob das alles nur ein Traum war – außer Marie natürlich!

 

© Chris Frey Januar 2014

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